Zur Historie
Historisches über unseren Ort
Im Jahre 815 wird Andisleben in einem Verzeichnis des Klosters Hersfeld erstmalig urkundlich erwähnt. Die damalige Bezeichnung lautete Ansoldeslebo. Im Sumpfgebiet des jetzigen "Hinteren Hof" und auf der "Burg" zwischen der "Kleinen" und der "munteren Gera" erbauen vermutlich Gefolgsleute des Landgrafen Friedrich im Jahre 1249 eine Wasserburg als festes Schloss.
1309 liegen die Erfurter mit dem Landgrafen Friedrich dem Freidigen im Streit, der von den Erfurtern eine Grafschaft an der schmalen Gera zurückfordert, die sein Vater, der Landgraf "Albert dem Entarteten" verkauft hatte. Friedrich ließ, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, die Straßen, die nach Erfurt führten, sperren. Dies brachte für die Erfurter große Nachteile.
Dessen ungeachtet, dass die Burg als uneinnehmbar galt, zogen die Erfurter gegen Andisleben. An der Spitze ritt der Stadthauptmann mit dem Stadtbanner. Gefolgt von den Ratsherren und Ratsjunkern in glänzenden Rüstungen begleiteten ihn außerdem etwa 400 Soldleute, Biereigen mit Armbrüsten und Setzschildern. Es folgten das Fußvolk aus den Zünften, welches dem Blydenmeister zur Verfügung stand, etwa zwei Dutzend Blyden, Wagen mit Wurfgeschossen und Stosszeug, ein Dutzend riesige Armbrüste, fahrbare Brustwehre, Turmgerüste und Munitionswagen. Beladen waren diese mit Balkenpfeilen, Blei- und Eisenkugeln, Hakenbrandnern, Werg und Öl. Diesem Zug folgenden noch zwei Wagen mit Tierkadavern, und viele Wagen mit Zeltzeug und Lebensmitteln. Mitgeführte leere Wagen sollten unterwegs mit Fleisch, Salz und Kohlen gefüllt werden oder dienten als Verwundetentransporte.
Im Winter kam es zum Kampf. Die schlecht vorbereitete Burg wurde mit Tierkadavern und schweren Geschossen bombardiert. Die Burgleute nahmen den Angriff der Erfurter nicht wehrlos entgegen und aus den Wehrgängen und Mauerlöchern hagelte es Pfeile, die allerdings wenig ausrichteten. Die Zugbrücke der Burg wurde zertrümmert und die Wehrgänge boten keinen Schutz mehr von den ständigen Angriffen der Erfurter. Die Aussicht, die Burg halten zu können schwand.
Am 2. Februar 1309 fiel die Burg. Schon in der Nacht zuvor wurde sie immer wieder von Brandgeschossen getroffen. Die völlig erschöpfte Burgbesatzung war damit beschäftigt, auflodernde Feuer zu löschen. Am Morgen des besagten Tages sollte auch der Palas und somit auch die Burg fallen. Die Schnellkraft der Blyden wurde gesteigert und das Dach des Palas wurde mit schweren Bleikugeln getroffen. Es folgte der Angriff mit sehr dünnwandigen Fässern mit brennenden Pech.
Nun stürmten die Erfurter die Burg. Die Burgleute wehrten sich mit siedenden Öl, Pfeilen und kochenden Wasser. Immer wieder drängten die Kämpfer nach, setzten den Bergfried in Brand und zerstörten die Flagge des Landgrafen. Die 20 übrig geblieben und meist verwundeten Burgleute übergaben die Burg kampflos. Von der Burg blieb nur ein schwelender Trümmerhaufen übrig.
1394 wird das Dorf Andisleben durch die Erfurter gekauft. Es diente den Erfurtern als ein sog. Küchendorf. Neben Gemüse und Getreide wurde auch die Färbepflanze Waid angebaut.
Nach dem Bauernkrieg von 1521 bis 1524 wird der Ort Andisleben protestantisch.
1617, ein Jahr vor dem Dreißigjährigen Krieg, stehen in Andisleben 115 Häuser.
Nach dem Krieg von 1618 bis 1648 stehen in Andisleben nur noch 23 Häuser. Der "schwarze Tod", die Pest fordert unzählige Opfer.
1713 wird das Schulhaus, 1715 das Pfarrhaus in Andisleben erbaut.
Am 9. August 1802 wird Andisleben von den preußischen Truppen eingenommen. 1805 werden erstmalig der Karfreitag und der Buß- und Bettag feierlich begangen. 1847 wird auf dem Anger eine Obstbaumschule errichtet. Andisleben hat zu dieser Zeit 666 Einwohner.
1853 wird das Haus von Karl Rudolph für 1000 Taler gekauft und abgerissen. Man beginnt damit, ein neues Schulhaus zu bauen. Am 31. März 1884 erhält die Kirche eine neue große Glocke, da die alte ein halbes Jahr zuvor zersprungen war. 1890 wird die Bahnstrecke Walschleben - Döllstedt geplant. Die Gemeinde will dazu nur ungenügend Mittel zur Verfügung stellen. Damit wird der Anschluss von Andisleben an das Bahnnetz ablehnend beschlossen. Die Strecke wird – für alle Zeit – an Andisleben vorbei führen.
1914 findet die Generalmobilmachung durch den Kaiser statt. Der erste Weltkrieg beginnt. Die ins Feld ziehenden Soldaten werden mit einem Festgottesdienst verabschiedet.
Im September 1923 hat die Inflation ihren Höhepunkt erreicht. Ein Zentner Getreide kostet 20 Billionen Mark, eine Bahnfahrt von Walschleben nach Erfurt kostet eine Billion und 250 Milliarden Mark. Es gibt Geldscheine von Trillionen Mark. Am ersten Dezember wird die Rentenmark eingeführt. Es wird kein Geld getauscht. Jeder muss Geld erarbeiten oder etwas verkaufen. Ein Zentner Weizen kostet jetzt 12 Mark.
1945 sind in Andisleben je eine Kompanie Soldaten und SS stationiert. Sie sollen das Andislebener Kreuz als wichtigen Verkehrsknotenpunkt verteidigen. Die Amerikaner stehen kurz vor Andisleben. Gegen 13 Uhr des 10. Aprils schlagen die ersten Granaten in Andisleben ein. Die deutschen Truppen ziehen Richtung Walschleben ab. Auf dem Kirchturm wird die weiße Flagge gehisst und weiterer Schaden verhindert. Ein Haus wird durch den Angriff total zerstört, 28 weitere Beschädigt. Fünf Andislebener lassen ihr Leben.
1954 werden in Andisleben der Kindergarten und die Kindergrippe fertig gestellt. Die LPG zählt 44 Mitglieder und die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst 163 Hektar.
1957 zählt der Ort 800 Einwohner. 1965 entsteht eine Bushaltestelle an der Strecke Gebesee – Erfurt. 1967 wird die 5 Tage Arbeitswoche eingeführt.
Am 1. Januar 1968 kommt es zum Zusammenschluss der LPG Ringleben und Andisleben. Die Nutzfläche beträgt jetzt 1.300 Hektar. 297 Mitglieder sind nun in der Genossenschaft.
der Bau der Fernverkwehrsstraße 4 (F4, heute B4) beginnt 1969.
1994 wird begonnen, das neue Wohngebiet "Vor dem See" zu bebauen.
Quelle: Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch "Chronik der Gemeinde Andisleben in Thüringen 815 - 2000" von Grit Trautwein. Es wurden nur einzelne Passagen aus dem Buch übernommen und von Michael Dehn angepasst.